Wenn du regelmäßig mit deinem angeleinten Hund spazieren gehst, hast du es vielleicht schon erlebt: Ein freilaufender Hund stürmt plötzlich auf euch zu. Das kann für deinen Hund stressig und unsicher sein – selbst wenn der freilaufende Hund freundlich ist. In diesem Artikel zeigen wir dir, warum solche Begegnungen herausfordern für Hunde sind und wie du in solchen Situationen richtig reagierst, um deinen Hund zu schützen und die Begegnung möglichst stressfrei zu gestalten.

Wenn freilaufende Hunde auf angeleinte Hunde zurennen, kann das für die angeleinten Hunde sehr stressig und problematisch sein, selbst wenn der freilaufende Hund freundlich ist. Es gibt mehrere Gründe, warum dies eine Herausforderung darstellen kann:
Eingeschränkte Bewegungsfreiheit: Ein angeleinter Hund fühlt sich oft durch die Leine eingeschränkt und hat nicht die Möglichkeit, sich so zu bewegen oder zu kommunizieren, wie er es ohne Leine könnte. Das kann Unsicherheit oder Frustration auslösen.
Kein Fluchtweg: Hunde, die an der Leine sind, haben keinen Fluchtweg, wenn sie sich bedroht fühlen. Sie können sich nicht so leicht zurückziehen und könnten deshalb in eine Verteidigungshaltung geraten, um sich zu schützen.
Verstärkung von Unsicherheit oder Aggression: Wenn ein Hund sowieso schon unsicher oder aggressiv auf andere Hunde reagiert, kann die Situation verschärft werden, wenn plötzlich ein freilaufender Hund auf ihn zustürmt. Das Verhalten könnte sich dadurch festigen oder verschlimmern.
Missverständnisse in der Kommunikation: Hunde kommunizieren viel über Körpersprache. Ein freilaufender Hund, der unkontrolliert auf einen angeleinten Hund zustürmt, kann ungewollt als Bedrohung wahrgenommen werden, selbst wenn seine Absichten freundlich sind.
Verantwortung des Halters: Es ist immer ratsam, als Halter eines freilaufenden Hundes sicherzustellen, dass der eigene Hund kontrollierbar ist und auf andere Hunde nur auf freundliche und ruhige Weise zugeht. Ein freilaufender Hund sollte nicht unkontrolliert auf einen angeleinten Hund zulaufen, ohne vorherige Rücksprache mit dem anderen Halter.
Es ist wichtig, solche Situationen zu vermeiden, um den Stress sowohl für den angeleinten als auch den freilaufenden Hund zu minimieren. Ein gut trainierter Rückruf oder das Anleinen in der Nähe anderer Hunde ist daher immer eine gute Praxis.
Wenn freilaufende Hunde regelmäßig auf angeleinte Hunde zurennen, kann das langfristig negative Folgen für beide Hunde haben, insbesondere für den angeleinten Hund. Hier sind einige mögliche Auswirkungen:
Stress und Angst: Der angeleinte Hund kann über die Zeit eine Angst oder Unsicherheit gegenüber anderen Hunden entwickeln, besonders wenn er immer wieder in solche Situationen gerät. Hunde können dadurch gereizt und gestresst reagieren, wenn sie andere Hunde sehen, selbst wenn diese nicht aggressiv sind.
Leinenaggression: Häufiges Konfrontiertsein mit freilaufenden Hunden kann bei angeleinten Hunden zu Leinenaggression führen. Der Hund lernt, dass er sich verteidigen muss, da er durch die Leine eingeschränkt ist. Das kann dazu führen, dass er aggressiv bellt, knurrt oder sich in die Leine wirft, sobald er einen anderen Hund sieht, selbst wenn dieser nur vorbeigeht.
Frustration: Für den angeleinten Hund ist es frustrierend, nicht selbstständig entscheiden zu können, wie er sich in der Situation verhält. Diese Frustration kann sich in Unruhe, Nervosität oder sogar aggressivem Verhalten äußern.
Erlernte Hilflosigkeit: Wenn ein Hund wiederholt die Erfahrung macht, dass er sich nicht aus einer bedrohlichen Situation zurückziehen kann, kann das zu erlernter Hilflosigkeit führen. Der Hund gibt auf, zu reagieren oder sich zu wehren, was zu tiefergehenden psychischen Problemen führen kann.
Soziale Isolation: Wenn der Hund durch solche Erfahrungen unsicher oder aggressiv wird, vermeiden Halter möglicherweise zunehmend den Kontakt zu anderen Hunden. Dadurch bekommt der Hund weniger soziale Interaktionen und lernt weniger, wie er positiv mit anderen Hunden umgehen kann.
Negative Verknüpfung mit der Leine: Ein Hund könnte anfangen, die Leine mit negativen Erlebnissen zu verknüpfen, weil er an der Leine immer wieder in Stresssituationen gerät. Das kann das gesamte Training erschweren und den Hund generell an der Leine unentspannt machen.
Verletzungsgefahr: Wenn ein freilaufender Hund aggressiv oder zu stürmisch ist, besteht die Gefahr von körperlichen Auseinandersetzungen. Selbst wenn beide Hunde nicht aggressiv sind, kann es durch unkoordinierte Bewegungen und das Eingreifen der Halter zu Verletzungen kommen.
Schlechte Erfahrungen für den freilaufenden Hund: Auch für den freilaufenden Hund kann das Verhalten problematisch sein. Er lernt möglicherweise, dass es normal ist, ungefragt auf andere Hunde zuzurennen. Sollte er einmal auf einen aggressiven oder unsicheren Hund treffen, könnte das zu Verletzungen oder traumatischen Erlebnissen führen.
Es ist daher wichtig, dass Hundehalter aufmerksam bleiben und Rücksicht aufeinander nehmen, um negative Langzeitfolgen für die Hunde zu vermeiden.

Angeleinte Hunde können aus solchen Begegnungen oft problematische Verhaltensweisen erlernen, besonders wenn freilaufende Hunde wiederholt unkontrolliert auf sie zurennen. Hier sind einige der Dinge, die sie in solchen Situationen lernen können:
Leinenaggression: Wenn angeleinte Hunde regelmäßig von freilaufenden Hunden bedrängt werden, lernen sie möglicherweise, dass sie in solchen Situationen wehrlos sind. Da sie durch die Leine eingeschränkt sind und nicht ausweichen können, könnten sie beginnen, aggressiv auf andere Hunde zu reagieren, um sich zu verteidigen. Dies äußert sich oft in Bellen, Knurren, in die Leine springen oder sogar Zubeißen, um die bedrohliche Situation zu kontrollieren.
Angst und Unsicherheit: Ein Hund, der ständig in solche Situationen gerät, könnte lernen, dass die Begegnung mit anderen Hunden bedrohlich ist. Dadurch kann er eine generelle Unsicherheit oder Angst gegenüber anderen Hunden entwickeln, selbst wenn diese an der Leine sind oder sich korrekt verhalten.
Frustration durch die Leine: Hunde, die gerne frei mit anderen Hunden interagieren würden, aber durch die Leine eingeschränkt sind, können Frustration entwickeln. Diese Frustration kann sich in hektischem oder übererregtem Verhalten äußern, oft begleitet von Ziehen an der Leine, Bellen oder Hüpfen. Der Hund lernt, dass er durch die Leine gehindert wird, und dies verstärkt seine Frustration.
Kontrollverlust: In der Regel entscheidet ein Hund selbst, wie er auf eine Situation reagiert – ob er einem anderen Hund ausweicht oder ihn begrüßt. An der Leine wird ihm diese Entscheidungsmöglichkeit genommen, was zu einem Gefühl des Kontrollverlusts führt. Das kann ihn langfristig unsicher und reaktiver gegenüber anderen Hunden machen.
Negative Verknüpfung mit anderen Hunden: Wenn der angeleinte Hund immer wieder negative Erfahrungen mit freilaufenden Hunden macht, kann er beginnen, andere Hunde generell als Bedrohung zu sehen. Selbst wenn ein anderer Hund sich gut verhält, könnte der angeleinte Hund bereits eine negative Erwartungshaltung aufgebaut haben.
Generalisierung des Verhaltens: Hunde lernen durch Wiederholungen. Wenn ein Hund ständig in ähnlichen Situationen (angeleint, andere Hunde rennen auf ihn zu) aggressive oder ängstliche Reaktionen zeigt, kann dieses Verhalten generalisiert werden. Das bedeutet, dass er irgendwann auch in Situationen aggressiv oder ängstlich reagiert, in denen gar keine direkte Bedrohung vorliegt.
Unverträglichkeit mit anderen Hunden: In schlimmeren Fällen könnte der Hund lernen, dass jeder Kontakt mit anderen Hunden unangenehm oder bedrohlich ist. Dies könnte dazu führen, dass er auch in neutralen oder positiven Situationen keine sozialen Interaktionen mehr möchte oder übermäßig reaktiv auf andere Hunde wird.
Insgesamt lernen angeleinte Hunde in solchen Situationen oft nicht, wie sie auf natürliche Weise mit anderen Hunden kommunizieren und agieren können. Es ist daher wichtig, ihnen positive und kontrollierte Begegnungen mit anderen Hunden zu ermöglichen, um diese negativen Lernerfahrungen zu vermeiden.
Auch freilaufende Hunde können in solchen Situationen problematische Verhaltensweisen lernen, wenn sie immer wieder unkontrolliert auf angeleinte Hunde zulaufen dürfen. Hier sind einige der Dinge, die sie dabei lernen können:
Fehlende Impulskontrolle: Wenn ein freilaufender Hund immer wieder ungehindert auf andere Hunde zurennt, lernt er, dass es in Ordnung ist, seine Impulse nicht zu kontrollieren. Das bedeutet, er könnte auf andere Hunde, Menschen oder interessante Dinge in seiner Umgebung ungebremst zurennen, ohne auf Rückrufsignale oder Grenzen zu achten. Das führt langfristig zu Problemen in der Erziehung und im Gehorsam.
Ignorieren des Halters: Freilaufende Hunde, die oft unkontrolliert auf andere Hunde zulaufen dürfen, lernen, dass sie den Halter in solchen Situationen ignorieren können. Sie nehmen das Verhalten des Halters als unwichtig wahr und lernen, dass sie ihren eigenen Interessen (z.B. Spielen oder Begrüßen anderer Hunde) nachgehen dürfen, ohne Rücksicht auf Befehle wie "Stopp" oder "Hier".
Missverstehen von Körpersignalen: Wenn ein Hund immer wieder ohne Rücksicht auf die Körpersprache anderer Hunde auf sie zuläuft, lernt er möglicherweise nicht, feine Signale zu lesen. Ein angeleinter Hund sendet häufig Stresssignale (z.B. steifer Körper, Zurückweichen, Knurren), die der freilaufende Hund ignoriert oder nicht richtig interpretiert. Das kann langfristig dazu führen, dass der freilaufende Hund Schwierigkeiten hat, gesunde soziale Interaktionen mit anderen Hunden zu pflegen.
Ständiges Aufdringlichsein: Freilaufende Hunde, die oft einfach auf andere Hunde zurennen, lernen, dass aufdringliches Verhalten toleriert wird. Sie könnten anfangen, dieses Verhalten zu generalisieren und auch in anderen sozialen Situationen aufdringlich oder unangemessen zu agieren – sei es bei anderen Hunden, Menschen oder sogar in der Wohnung.
Fehlende soziale Höflichkeit: Hunde haben untereinander eine bestimmte "soziale Höflichkeit", wenn sie sich begegnen. Normalerweise nähern sie sich langsam an, um die Reaktionen des anderen Hundes zu lesen. Freilaufende Hunde, die dies nicht lernen, könnten unhöflich und ungestüm auf andere Hunde zugehen, was zu Konflikten führen kann. Sie lernen nicht, dass es wichtig ist, dem anderen Hund Raum zu geben und seine Grenzen zu respektieren.
Fehlende Selbstregulation: Wenn ein Hund regelmäßig die Erfahrung macht, dass er sich ohne Folgen selbst regulieren kann, lernt er nicht, wie wichtig es ist, Ruhe zu bewahren oder sich kontrolliert zu verhalten. Das kann zu Übererregung und schlechter sozialer Interaktion führen.
Konflikte mit aggressiveren oder ängstlicheren Hunden: Ein Hund, der häufig ungehindert auf andere Hunde zurennt, wird irgendwann auf Hunde treffen, die sich aggressiver oder sehr ängstlich verhalten. Dies kann zu Verletzungen oder traumatischen Erlebnissen führen, wenn der freilaufende Hund nicht gelernt hat, respektvoll und vorsichtig mit anderen Hunden umzugehen.
Fehlende positive Lernerfahrungen: Hunde lernen am besten durch kontrollierte und positive Begegnungen mit anderen Hunden. Ein freilaufender Hund, der immer ungefiltert auf andere Hunde losgelassen wird, hat weniger Gelegenheit, zu lernen, wie eine ruhige, respektvolle Annäherung aussieht. Dies könnte seine sozialen Fähigkeiten im Umgang mit anderen Hunden beeinträchtigen.
Es ist daher auch für den freilaufenden Hund wichtig, dass der Halter die Situation steuert und kontrolliert. Ein gut trainierter Rückruf und kontrollierte soziale Begegnungen helfen dem Hund, positive und höfliche Verhaltensweisen zu erlernen.

Was kannst du tun?
1. Ruhe bewahren
Dein Hund spürt sofort, wenn du nervös oder gestresst bist. Versuche daher, selbst ruhig zu bleiben. Wenn du entspannt bist, signalisiert das deinem Hund, dass die Situation unter Kontrolle ist. Dein Hund wird sich dann eher auf dich verlassen und weniger gestresst reagieren.
2. Abstand schaffen
Wenn du siehst, dass ein freilaufender Hund auf euch zukommt, versuche, frühzeitig Abstand zu schaffen. Wechsele die Straßenseite, drehe dich um oder stelle dich zwischen deinen Hund und den freilaufenden Hund. Mehr Abstand kann deinem Hund helfen, sich sicherer zu fühlen.
3. Den freilaufenden Hund blockieren
Wenn der fremde Hund zu nahe kommt, kannst du dich ruhig und bestimmt vor deinen Hund stellen, um ihn zu blockieren. Deine Körpersprache sollte klar und souverän sein. Oft reicht es, den freilaufenden Hund mit ausgestreckter Hand oder Fuß sanft abzubremsen.
4. Den Halter ansprechen
Wenn der Besitzer des freilaufenden Hundes in der Nähe ist, rufe ihm freundlich zu, dass er seinen Hund zurückrufen oder anleinen soll. Mache dabei deutlich, dass dein Hund an der Leine ist und möglicherweise keinen Kontakt möchte. Eine offene und klare Kommunikation kann helfen, Missverständnisse zu vermeiden.
5. Deinen Hund beruhigen
Verwende bekannte Entspannungssignale oder Kommandos, um deinem Hund zu helfen, ruhig zu bleiben. Ein einfaches „Sitz“ oder „Bleib“ kann deinem Hund signalisieren, dass du die Situation im Griff hast. Belohne ihn für ruhiges Verhalten und lenke ihn eventuell mit einem Leckerli oder Spielzeug ab.
6. Den Hund hinter dich schicken
Eine weitere Möglichkeit ist, deinen Hund hinter dich zu schicken. Ein gut trainiertes „Hinter mich“ oder „Sitz hinter mir“ kann deinem Hund das Gefühl von Sicherheit geben. Du stehst so als Schutzschild zwischen ihm und dem heranlaufenden Hund.
7. Ablenkung durch Futter oder Spielzeug
Wenn sich der freilaufende Hund nicht aufhalten lässt, kann das Werfen eines Spielzeugs oder Leckerlis in die entgegengesetzte Richtung den anderen Hund ablenken. So verschaffst du dir Zeit, um die Situation zu entschärfen.
8. Selbstsicher auftreten
Selbstsicherheit ist entscheidend. Hunde reagieren stark auf die Körpersprache von Menschen. Indem du souverän und bestimmt auftrittst, vermittelst du beiden Hunden, dass du die Situation kontrollierst und sie sich auf dich verlassen können.
9. Training mit deinem Hund
Regelmäßiges Training, insbesondere für solche Situationen, ist essenziell. Du kannst deinem Hund beibringen, ruhig zu bleiben und sich in stressigen Momenten auf dich zu konzentrieren. Ein sicherer Rückruf oder das Kommando „Bei mir“ helfen enorm, um den Fokus auf dich zu lenken und potenzielle Konflikte zu vermeiden.
10. Maulkorbtraining (bei Bedarf)
Falls dein Hund sehr unsicher oder reaktiv ist, könnte ein Maulkorb für zusätzliche Sicherheit sorgen. Wichtig ist, dass der Maulkorb positiv konditioniert wird, damit dein Hund ihn nicht als Strafe empfindet.
11. Notfallplan
In seltenen Fällen kann ein freilaufender Hund aggressiv oder nicht kontrollierbar sein. Hier kann es sinnvoll sein, ein Pfefferspray für Hunde oder eine laute Hupe griffbereit zu haben. Dies sollte jedoch nur als Notlösung verwendet werden.
Als Halter eines angeleinten Hundes hast du die Möglichkeit, solche Situationen zu entschärfen und deinem Hund Sicherheit zu geben. Mit der richtigen Vorbereitung, klaren Kommandos und einem ruhigen Auftreten kannst du viele problematische Hundebegegnungen vermeiden und langfristig das Vertrauen deines Hundes stärken. Mehr zum Thema auch in unserem Podcast. Hör mal rein!
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