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Ein bisschen Lärm? Ein bisschen Wasser? Ein bisschen Schreck?

Hundetraining ist eine faszinierende Welt, die von verschiedenen Methoden und Werkzeugen geprägt ist. Eine kontroverse Methode ist die Verwendung von Schreckreizen. Aber was genau sind Schreckreize und wie werden sie im Hundetraining eingesetzt?


Es liegt mir am Herzen, dass Menschen und ihre Hunde in einer freundlichen und fairen Beziehung zueinander stehen. Deshalb ist es mir wichtig, in diesem Blogbeitrag die Hintergründe verschiedener Trainingsmethoden zu erläutern. Jeder, der Interesse hat, soll die Möglichkeit haben zu verstehen, was wirklich hinter den angewandten Trainingsmethoden steckt und welche potenziellen Nebenwirkungen sie haben können. Es ist unbestritten, dass diese Methoden funktionieren können, aber zu welchem Preis? Und ist es das, was ich für meinen Hund möchte? Diese Fragen sollte jeder Leser für sich selbst beantworten können.

Ich lege großen Wert darauf, dass mein Hund ein angenehmes Leben führt, daher setze ich nur Trainingsmethoden ein, die ihn nicht einschüchtern, ihm nicht schaden und vor denen er keine Angst haben muss.



Die Methode:

Die Verwendung von Wassersprühflaschen oder Schüttelflaschen ist eine gängige Methode, um unerwünschtes Verhalten schnell zu unterbrechen. Ein häufiges Anwendungsbeispiel ist das Bellen am Gartenzaun, aber es gibt auch andere Trainingsfelder, in denen diese Methode eingesetzt wird. Das Grundprinzip ist dabei stets dasselbe.


Im Moment des unerwünschten Verhaltens, wie beispielsweise dem Bellen, wird dem Hund Wasser ins Gesicht gesprüht oder ein lautes Gräusch mit der Schüttelflasche erzeugt, mit dem Ziel, dass er sofort damit aufhört. Der Hund soll daraus lernen, dass sein Verhalten unerwünscht ist und er es unterlassen soll, um eine unangenehme Konsequenz zu vermeiden. Eine wesentlichesn Bestandteil des Trainings wird dabei übersehen! Wir sagen dem Hund nämlich nicht, was er stattdessen tun soll!

Der Schreckreiz:


Das Wesentliche ist, dass das Wasser spritzen / Flasche schütteln den Hund erschreckt, denn ohne diesen Effekt wäre das Ganze nutzlos, der Hund würde einfach nur nass werden.

Das bedeutet, dass der Hund aufgrund des Wasserstrahls/Klapperns einen Schreck erlebt. Dies löst natürlich Angst aus. Alle Lebewesen versuchen, Angst zu vermeiden. Daher ist die Logik hinter dieser Methode: Der Schreck wird den Hund davon abhalten, das Verhalten erneut zu zeigen. Doch die Realität sieht oft anders aus. Strafen müssen oft wiederholt angewendet werden, bis der Lerner das Zusammenhang zwischen seinem Verhalten und der Strafe versteht und es dann vermeidet. Je härter die Strafe und je mehr sie das Sicherheitsgefühl des Lernenden bedroht, desto schneller wird er lernen. Das bedeutet, dass ich meinen Hund wiederholt und/oder stark erschrecken muss, wenn er an den Zaun rennt und bellt.

Dies stellt jedoch eine logistische Herausforderung dar, da ich immer genau neben meinem Hund stehen muss, um zu sprühen/zu klappern. Im Wesentlichen wird hier eine Falle für den Hund gestellt. Die Lernsituation wird so manipuliert, dass der Hund das unerwünschte Verhalten zeigt und dann bestraft wird. Das ist ungerecht!


Letztendlich bedeutet das Anwenden des Schreckreizes, meinem Hund Angst einzujagen, damit er etwas lernt, und ich stelle ihm eine Falle, damit ich ihn dann erschrecken kann, um das Lernerfolg abzusichern und die notwendigen Wiederholungen zu bekommen.


Die Fehlverknüpfung:


Das Lernen ist oft wie eine Lotto spielen – wir können nicht genau vorhersagen, welche Informationen der Hund behält und welche nicht. Wenn wir positive Verstärkung einsetzen und eine Belohnung nicht dazu führt, dass der Hund das gewünschte Verhalten häufiger zeigt, müssen wir möglicherweise unsere Trainingsmethoden anpassen. Für den Hund ist in diesem Fall nichts weiter passiert, außer dass er ein paar zusätzliche Kalorien zu sich genommen hat und sich über den Leckerbissen gefreut hat.


Im Gegensatz dazu geht die Anwendung eines Schreckreizes mit der Gefahr von Fehlverknüpfungen einher. Alles, was der Hund während des Schreckmomentes wahrnimmt, kann mit diesem Erlebnis verknüpft und im Gedächtnis abgespeichert werden. Das kann beispielsweise eine Kinderstimme sein, die gerade fröhlich den Bürgersteig entlangläuft. Oder aber auch der Anblick des eigenen Hundehalters, der gerade mit der Sprühflasche danebensteht. Sogar eine bestimmte Handbewegung, wie beispielsweise das Auf-den-Hund-Zugehen, kann mit dem Schreckerlebnis assoziiert werden.


Einmal gemacht, sind solche Fehlverknüpfungen schwer wieder zu löschen und können zu neuen Problemen führen. Es ist durchaus möglich, dass meine Maßnahme, meinen Hund vom Bellen am Zaun abzubringen, dazu führt, dass er nun in Zukunft nicht nur das Bellen unterlässt, sondern auch Angst vor Kinderstimmen, bestimmten Handbewegungen von mir oder sogar vor meiner Person entwickelt, da er diese mit dem Schreckmoment verknüpft. Auf diese Weise entsteht aus dem anfänglichen Problem des Bellen am Zaun ein weiteres, vollkommen neues Problem, das nicht nur meinen Hund stark belastet, sondern auch unseren Alltag erheblich erschwert.

Dies ist oft der Zeitpunkt, an dem Menschen, die solche Methoden mit ihrem Hund ausprobiert haben, sich an einen Hundetrainer wenden, da der Hund nun nicht nur am Zaun bellt, sondern auch Kinder anknurrt, nach dem Besitzer schnappt oder sich nicht mehr anfassen lässt.


Ist das Problem gelöst? Hunde können aus verschiedenen Gründen am Zaun bellen. Wenn dieses Verhalten mit einem Schrecken bestraft wird, wird keiner dieser Gründe berücksichtigt. Die Frage "Warum macht mein Hund das überhaupt?" wird dabei nicht beachtet. Infolgedessen bleibt der Hund weiterhin den Impuls verspüren, zum Zaun zu rennen und zu bellen, tut es jedoch nicht aus Angst vor den Konsequenzen – dem erschreckenden Wasserstrahl. Dabei ist ihm jedoch nicht klar, was er stattdessen tun soll, und deshalb unterdrückt er oft sein Verhalten und tut letztendlich nichts.

Wenn die Bestrafung des Hundes nicht mehr stattfindet, besteht jederzeit die Möglichkeit, dass der Hund den inneren Impuls nicht mehr unterdrücken kann und in sein altes Verhalten zurückfällt.

Genau wie bei Belohnungen ist es nicht so, dass eine einmalige Bestrafung das Problem dauerhaft löst. Wenn das der Fall wäre, wären Hunde sehr unflexibel in ihrem Lernen und hätten Schwierigkeiten, sich an eine sich ständig verändernde Umgebung anzupassen. Diese Anpassungsfähigkeit ist jedoch für jedes Lebewesen überlebenswichtig. Daher überprüft das Gehirn Lernerfahrungen immer wieder. Bei der Verwendung von Belohnungen verstärken wir das erlernte Verhalten durch positive Konsequenzen. Bei Strafen gilt dasselbe Prinzip.


Die "Hilfsmittel" im Detail:


Was sind Schüttelflasche bzw. Schütteldosen?

Schüttelflaschen sind Plastikflaschen, die mit Steinen oder Metallstücken gefüllt sind. Wenn sie geschüttelt werden, erzeugen sie ein lautes Geräusch, das Hunde oft als unangenehm empfinden. Alternativ werden die Steine oder Metallstücke in eine Dose gefüllt. Auch ein geworfener Schlüsselbund erfüllt den gleichen Zweck und birgt ebenfalls ein Verletzungsrisiko.



Was sind Wassersprühflaschen?

Wassersprühflaschen sind Plastikflaschen, die einen Verschluss haben, aus dem Wasser beim Drücken der Flasche in einem Strahl herausschießt. Dieser wird auf oder neben den Hunde gerichtet, um diesen zu erschrecken / zu bestrafen.


Wie werden Schüttelflaschen/Wassersprühflaschen im Hundetraining eingesetzt?

Die Idee hinter der Verwendung von Schüttelflaschen/Wassersprühflaschen im Hundetraining ist es, unerwünschtes Verhalten zu unterbrechen. Wenn ein Hund beispielsweise bellt, zieht an der Leine oder etwas Verbotenes tut, kann der Halter die Schüttelflasche schütteln oder mit der Sprühflasche sprühen, um das Verhalten zu stoppen. Die Theorie besagt, dass der unangenehme Klang des Schüttelns bzw. das Wasser den Hund davon abhalten soll, das unerwünschte Verhalten zu wiederholen.



Alternative Ansätze im Hundetraining

Anstelle von Schüttelflaschen und Sprühflaschen bevorzugen wir positive Verstärkungsmethoden. Das bedeutet, gutes Verhalten zu belohnen, anstatt schlechtes Verhalten zu bestrafen. Durch den Einsatz von Belohnungen wie Leckerlis, Lob und Spielzeug können Hunde lernen, erwünschtes Verhalten zu wiederholen.


Ein weiterer alternativer Ansatz ist das gezielte Training und die Konzentration auf die Ursachen des unerwünschten Verhaltens. Indem man die Umwelt des Hundes anpasst, Verhalten vorhersehbarer macht und alternative Verhaltensweisen anbietet, kann man dazu beitragen, unerwünschtes Verhalten langfristig zu reduzieren.


Fazit?

Die Verwendung von Schüttelflaschen im Hundetraining ist eine kontroverse Praxis, die sowohl Befürworter als auch Gegner hat. Während einige Trainer sie als effektives Mittel zur Verhaltenskorrektur betrachten und nahezu für alle Verhaltensweisen einsetzen, warnen wir vor möglichen negativen Auswirkungen auf das Wohlbefinden und Verhalten des Hundes. Es ist wichtig, alternative Ansätze zu berücksichtigen, die auf positiver Verstärkung und Verständnis des Hundeverhaltens basieren. Letztendlich liegt es am Halter, die Methoden zu wählen, die am besten zu seinem Hund und seiner Trainingsphilosophie passen. Wichtig ist es aber dabei die Methoden von "Profis" zu hinterfragen und nicht entgegen dem eigenen Bauchgefühl anzuwenden.

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