Für Hundebesitzer ist die Vielfalt an Hundeschulen und Trainingsmöglichkeiten oft überwältigend. In einer Welt voller etablierter Sportarten und moderner Ansätze stellt sich die Frage: Was ist wirklich richtig für unseren geliebten Vierbeiner? Viel Neues wird angepriesen, und oft wird suggeriert, dass Hunde eine Vielzahl von Aktivitäten benötigen, um nicht unterfordert zu sein. Doch führt dieses Überangebot nicht eher zu Überforderung und gesundheitlichen Problemen? In diesem Beitrag wollen wir erklären, warum Qualität über Quantität im Hundetraining steht.

Die Vielfalt der Persönlichkeiten: Hunde haben unterschiedliche Persönlichkeiten, die sich in proaktive und zurückhaltende Typen unterteilen lassen. Diese Grundpersönlichkeiten beeinflussen das Stressbewältigungssystem und sollten im Umgang mit Hunden berücksichtigt werden. Statt einer Einheitslösung ist es wichtig, den Hund individuell zu betrachten und seine natürlichen Verhaltensweisen zu verstehen.
Das SCAN-Prinzip von Trevor Poole:
Der britische Tierschutzforscher Trevor Poole hat mit dem SCAN-Prinzip klare Anforderungen für das Wohlbefinden von Hunden formuliert. "S" steht für Sicherheit, "C" für Komplexität, "A" für Erfolg und "N" für Neuigkeiten und Abwechslung. Diese Prinzipien betonen die Bedeutung von vorhersehbarer Sicherheit, einer komplexen Umgebung, Erfolgserlebnissen und regelmäßigen neuen Reizen für einen ausgeglichenen Hund. Mehr zum SCAN Prinzip findest du in unserem Blogbeitrag zu diesem Thema.
Enrichment in der Hundehaltung:
In Anlehnung an Prinzipien aus der Zoo- und Labortierhaltung lässt sich der Begriff "Enrichment" auf die Hundehaltung übertragen. Unterschieden wird zwischen Umwelt- und Verhaltensbereicherung. Es geht darum, verschiedene Funktionskreise des Verhaltens zu stimulieren und dem Hund ein vielfältiges Beschäftigungsprogramm zu bieten.
Funktionskreise im Alltag eines Hundes: Die Funktionskreise, die das Verhalten eines Tieres zu einem bestimmten Zweck zusammenfassen, spielen eine entscheidende Rolle in der Beschäftigung von Hunden. Nahrungssuche, soziales Miteinander, Erkundungsverhalten und strukturelle Beschäftigung sind einige Beispiele. Die Herausforderung besteht darin, die verschiedenen Fähigkeiten des Hundes zu fördern, ohne Über- oder Unterforderung zu schaffen.
Die Bedeutung von Zeitbudget und Kreativität: Die Vielfalt der Beschäftigungsmöglichkeiten sollte im Einklang mit dem Zeitbudget des Hundes stehen. Ein geistiges Wettrüsten zwischen Hund und Halter, basierend auf Kreativität und Erfindungsreichtum, kann zu einer spannenden und anregenden Zeit für beide führen. Birgt aber leider auch die Gefahr, dass aus Ehrgeiz ein Wettstreit entsteht, der in den Mittelpunkt der Hund-Mensch Beziehung rückt. Die sozialen Kuscheleinheiten und gemeinsamen Stunden dürfen dabei nicht vernachlässigt werden.
Faustregel für Hundebeschäftigung:
Weniger ist oft mehr! Statt sich in einem Überangebot an Aktivitäten zu verlieren, sollten Hundebesitzer darauf achten, hochwertige Zeit mit ihrem Hund zu verbringen. Die Qualität der Interaktion steht im Vordergrund, und das gezielte Einbinden der Prinzipien von Sicherheit, Komplexität, Erfolg und Neuigkeiten schafft eine ausgewogene und erfüllte Hund-Mensch-Beziehung.

Die Hundebeschäftigung sollte nicht von Quantität, sondern von Qualität geprägt sein. Individuelle Persönlichkeiten, das SCAN-Prinzip, Enrichment-Programme und die Berücksichtigung von Funktionskreisen sind Schlüsselkomponenten für ein ausgewogenes Hundetraining. Weniger Stress, mehr Erfolgserlebnisse und eine liebevolle Bindung zwischen Hund und Mensch stehen im Mittelpunkt eines erfolgreichen Trainings.
Commentaires